Donnerstag, 30. Mai 2013

[Verfilmt] Jane Eyre (Vgl. 2006 BBC Miniseries vs. 2011 Kinofilm)

Da ich ja im letzten Monat 'Jane Eyre' gelesen habe und sehr begeistert war, war ich gespannt auf die diversen Verfilmungen.
Entschieden habe ich mich für die neuesten Verfilmungen in sehr unterschiedlichen Formaten: Die BBC-Miniseries kenne ich schon von anderen Klassikern. Sehr detailgetreu werden hier die Bücher verfilmt. Das dauert natürlich: Somit hat der Film eine Länge von fast 4 Stunden.
Im Gegensatz dazu habe ich mich die Kinoverfilmung aus dem Jahre 2011 mit Starbesetzung (Michael Fassbender, Judi Dench) angesehen. Dieser Film dauert ca. 2 Stunden.
Nun aber zu den einzelnen Verfilmungen:

BBC-Miniseries:
Leider habe ich hierzu keinen Trailer gefunden, sondern nur kleine Musikvideos.



Infos zum Film:
Erscheinungsjahr, -ort: 2006, GB
FSK: ab 6
Genre: Drama
Regie: Julian Amyes ('An vorderster Front') & Susannah White ('Eine zauberhafte Nanny 2')
Hauptdarsteller: Ruth Wilson ('Anna Karenina'), Toby Stephenson ('James Bond - Stirb an einem anderen Tag')

Darum geht's: Die Vollwaise Jane Eyre hat eine freudlose und harte Kindheit in der Erziehungsanstalt Lowood hinter sich, als sie auf dem Herrensitz Thornfield eine Stellung als Erzieherin annimmt. Der egozentrische Hausherr Mr. Edward Rochester fühlt sich von Jane sofort angezogen, und die beiden beschließen zu heiraten. Doch dann erfährt sie ein grauenhaftes Geheimnis...



Meine Meinung: Ein wenig skeptisch war ich schon, bevor ich mich an die 4-stündige Miniseries von BBC setzte. Kann ein so langer Film (bzw. 4 kurze) wirklich spannend sein und die Geschichte so wiedergeben, dass sie mich begeistern kann, wie die Romanvorlage?
Die Besetzung ist ja zunächst einmal sehr unbekannt. Ich kannte von den Schauspielern vorher noch keinen, bis auf Georgie Henley, die Jane als Kind spielt (Georgie Henley hat bei allen drei Narnia-Filmen Lucy Pevensie gespielt). Doch die Auswahl der Schauspieler war perfekt. Ruth Wilson spielt Jane Eyre. Mit ihren dunklen Haaren, der hellen Haut und den unverwechselbaren Lippen ist sie nicht gerade das was man unter einen Schönheit versteht. Doch genau das ist es was Jane Eyre schließlich ausmacht. 
Mr. Rochester wird von Toby Stephenson gespielt (der übrigens der Sohn von Meggie Smith ist) und er spielt die Rolle so glaubhaft und überzeugend, dass ich mir niemanden hätte besser vorstellen können, als ihn. Sein düsterer Charakter, der sich ein wenig aufhellt, als er Jane trifft. Die Leidenschaft mit der er ihr begegnet und manchmal auch Wut und Hass. Eine tolle Leistung von beiden Hauptdarstellern.
Wie man sich bei vier Stunden sicher denken kann, ist das Buch sehr genau verfilmt und doch noch einiges hinein interpretiert worden. Damals konnte natürlich nicht alles so offen geschrieben werden, wie man es heute kann, aber die Regisseure und Drehbuchautoren haben tolle Arbeit geleistet und die Lücken so gefüllt, dass man denken könnte, es wäre nie anders gedacht gewesen. Eine Ausnahme gab es allerdings: Das Ende. Da wurde eine Art 'Epilog' dazugesponnen, der einfach zu viel des guten war. Man könnte es mit Harry Potter 7 vergleichen: Auf das Happy Ende wird ein super cheesy Happy End draufgesetzt. Das hätte ich nicht gebraucht, kann aber über diese 2 Minuten auch hinwegsehen.
Insgesamt konnte mich Atmosphäre und Umsetzung des Buches voll und ganz überzeugen und die Zeit verging während des Schauens wie im Fluge. Als der Film zu Ende war, hätte ich ihn am liebsten noch einmal geschaut!

Meine moviepilot Bewertung: 9,0 von 10 ('Herausragend')



Kinofilm:

Infos zum Film:
Erscheinungsjahr, -ort: 2011, GB
FSK: ab 12
Genre: Drama
Regie: Cary Fukunaga ('Sin Nombre')
Hauptdarsteller: Mia Wasikowska ('Alice in Wonderland'), Michael Fassbender ('Shame'), Judi Dench ('James Bond')

Darum geht's: Nach einer sehr schweren Kindheit zieht Jane Eyre los, um als Kindermädchen zu arbeiten. Jane Eyre findet eine Anstellung in einer wohlhabenden Familie. Der Hausherr Edward Rochester überschattet mit seiner düsteren, mürrischen und unberechenbaren Art jedoch ihre Arbeit. Jane Eyre kommt ihrem Arbeitsgeber nach kurzer Zeit näher. Aus einer anfänglichen Freundschaft wird bald Leidenschaft. Es scheint, als könnte Jane Eyre nun zum ersten Mal in ihrem Leben glücklich sein. Edward Rochester trägt jedoch ein schweres Geheimnis mit sich. Kann die Vergangenheit alles zerstören?

Meine Meinung: Die Handlung von Jane Eyre auf zwei Stunden Kinofilm komprimiert, kann das gut gehen?
Dieser Cast, auch wenn er deutlich bekannter ist, konnte mich nicht so sehr überzeugen, wie der der BBC-Miniseries. Mia Wasikowska als Jane Eyre ist sehr gelungen und sie spielt auch sehr gut, dennoch fehlte mir das gewisse Etwas: Die Mischung aus Intelligenz, Unschuld und Unabhängigkeit.
Mit Michael Fassbender als Mr. Rochester konnte ich mich absolut nicht anfreunden. Ich fand, dass sein Charakter nicht wirklich dargestellt wurde. Mir fehlte einfach ab und an die 'softe' Seite an ihm. Fassbender zeigte nur seine harte Seite und viel Aggressivität. Das drückt natürlich ein wenig den Spaß am Film, wenn einer der Hauptdarsteller nicht gefällt.
Auch die Stimmung, wie sie im Buch herrscht, war nicht wirklich so umgesetzt, wie ich es mir gewünscht und vorgestellte hatte. Immer war es ein bisschen zu viel von allem. Besonders gruselige Szenen wurden ausgekostet und ausgedehnt und wiederholt. Auch wenn im Roman generell eine eher düstere Stimmung herrscht, kommt auch irgendwann der Wendepunkt, der mir hier einfach fehlte. Die Stimmung blieb gleich.
Von der Geschichte wurde einiges ausgelassen. Natürlich muss man den Film für das Kino auf Spielfilmlänge kürzen, aber es fällt einfach auf und wenn man das Buch kennt, stört es auch. Der Film wirkt dadurch sprunghaft und abgehackt.
Ich denke, dass man sich den Film angucken kann um einen Überblick über das Geschehen im Roman zu bekommen. Ebenfalls denke ich, dass er filmtechnisch sicherlich gut gemacht ist und jemandem, der Historien-Romanzen gerne schaut, sehr gut gefallen wird. Als Literaturverfilmung jedoch fällt der Film für mich durch und ist somit eine echte Enttäuschung gewesen!

Meine moviepilot Bewertung: 6 von 10 ('Ganz gut')



Verwirrt? Wer soll jetzt was anschauen?

Die BBC-Miniseries sollten sich alle die anschauen, die das Buch bereits gelesen haben und sich auf eine gute Literaturverfilmung freuen. Auch die, die generell gerne Literaturverfilmungen schauen und die Geduld dafür mitbringen, können sich die Miniseries anschauen.

Den Kinofilm rate ich alle denen, die das Buch nicht gelesen haben. Entweder ist es gut als kleine Vorbereitung und Zusammenfassung (Worum geht es eigentlich?) oder auch wenn man nicht vorhat das Buch zu lesen und trotzdem gerne Filme dieser Sorte sieht (Pride & Prejudice, Abbitte...)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen